es war einmal ein Reim....

Es war einmal ein Reim,
der wollt kein Reim mehr sein.
Er war verliebt in Rosa,
doch die stand mehr auf Prosa,
der Reim dacht: Wie gemein!
Dann bleib ich halt allein!


Reim und Ton

Ein Reim, der suchte nach nem Ton,
er hatte schon gehört davon,
dass man als Reim,
auch wenn man klein,
stets auf den Ton bedacht soll sein.

Und als der Reim den Ton dann fand
und der melodisch vor ihm stand,
da schien dem Reim
es wäre fein,
könnt man ab jetzt zusammen sein.

Dem Ton war dieses mehr als recht,
Eintönigkeit gefiel ihm schlecht
und mit dem Reim
wärn sie zu zwein
und könnten wohl sehr glücklich sein.

Und jeder, der sie hört verstummt,
so klar ist's, was der Ton da summt,
worauf der Reim
dann auch stimmt ein,
so schön - das muss wohl Liebe sein.


ohne Worte

Es gibt jetzt auch den stummen Reim,
das ist ne neue Sorte,
der wurd entwickelt, ganz geheim,
aus Luft in 'ner Retorte.
Er ist ganz leicht, reimt ungemein
und erst noch ohne Worte...


kleines Reimdrama

Ein Reim, der etwas holpert,
ist neulich bös gestolpert
und hat, kaum ausgesprochen,
den Versfuss sich gebrochen.

Der Reim dachte sich nun,
der Versschmied könnt was tun
und ihm den Bruch gut richten
und wieder heil ihn dichten.

Der Versschmied aber war
kein Feingeist, das ist klar.
Hat wütend ihn gestrichen,
drum ist der Reim verblichen.


Frust

Ein Reim, der lebte still und schlicht
in einem kleinen Lyrikband,
den nahm nur selten wer zur Hand,
denn niemand fand dieses Gedicht,
in dem der Reim geschrieben stand
nur ansatzweise interessant.

Der Reim dacht, dies sei ungerecht
und haderte drum manchmal sehr
war das schon alles, kam nicht mehr?
Als Reim an sich war er nicht schlecht,
stünd er nur irgendwo, wo er
in besserer Gesellschaft wär.

Nach Jahren dann verschwand der Reim,
ist heimlich ausgerissen.
Wohin er ging? Das bleibt geheim
weshalb willst du das wissen?
Wirst ihn wohl kaum vermissen!


der Ur-Reim

Es gab 'nen Reim vor langer Zeit,
vor vielen tausend Jahren,
als selten war Geschwätzigkeit
und Worte magisch waren.

Leises Murmeln einer Quelle,
das Säuseln lauen Windes,
Vogelzwitschern und das helle
Lachen eines Kindes.

Das Summen einer Biene und
das Zirpen einer Grille,
ein tiefer Seufzer ohne Grund
und eine blaue Stille.

Als alles dies zusammenfand,
da wurd der Reim geboren,
flog hoch, erstrahlte und verschwand
und ging sogleich verloren.

Und nur sein Echo blieb zurück,
lebt weiter irgendwo
und wer es hört, hat grosses Glück,
lacht auf und denkt: Ach so!