Kamelwoche

Am Montag traf ich ein Kamel
das schaut mich prüfend an.
Ich wusst ja nicht, dass solch ein Tier
dermassen starren kann.

Am Dienstag traf ich ein Kamel
das soff den Brunnen leer
und als das Wasser alle war
wollt es sogar noch mehr.

Am Mittwoch sah ich ein Kamel
das trug ne schwere Last.
Ich hab ja nicht geahnt wieviel
zwischen zwei Höcker passt.

Am Donnerstag lief ein Kamel
voll Stolz an mir vorbei
und würdigte mich keines Blicks
doch mir wars einerlei.

Am Freitag traf ich ein Kamel,
das fand ich richtig nett.
Es kam gerade vom Frisör
und wirkte sehr adrett.

Gleich drei Kamele samstags dann
die atmeten sehr schwer,
da fing ich mich zu wundern an:
Wo kommen die bloss her?

Am Sonntag endlich fragte ich
danach nen Polizist,
der lachte und rief: "Du Kamel
doch in der Wüste bist!"


Kamel Léon

"Allegra!" rief Kamel Léon,
der zu Besuch kam heute
er schaute ganz spontan vorbei,
was mich besonders freute.

Vor langer Zeit da lernten wir
uns in der Wüste kennen,
dann musst ich leider wieder weg
und mich von Léon trennen.

Auch er hielts nicht mehr lange aus
im heissen Wüstensand,
zog fort und fand ein neues Glück
in einem Dschungelland.

Verändert stark in Form und Farb
hat ers zu was gebracht,
und nennt sich nun Chamael Leon,
wer hätte das gedacht?


Kamel Léon als Maler

Kamele sind zum Teil recht eitel,
drum sind sie manchmal sehr geniert,
dass von der Sohle bis zum Scheitel
die Farbe Beige sie dominiert.

Ich meine Beige, verzeiht es mir,
dass ich's hier offen sag,
ist eine Farbe, wissen wir,
die niemand wirklich mag.

Die Kamele, besonders die Damen,
ersehnten sich gar sehr,
dass sie, natürlich im möglichen Rahmen,
mehr Farbe bekämen daher.

So fragten sie Chamael Léon,
der war ja Farbexperte,
versprachen einen guten Lohn,
wenn er sie neu einfärbte.

Léon liess sich nicht zweimal bitten,
bemalte sie bunt überall,
die Farbwahl war zum Teil umstritten,
doch besser als Beige allemal.

Und Léons Künstlerherz schwoll an
als er auch Muster probierte,
geriet in Rausch, ja fast in Wahn,
weil all dies ihn so inspirierte,

als plötzlich und heftig ein Wüstenwind
sich wie aus dem Nichts erhob
und anwuchs zu einem Sturm geschwind,
der Unmengen Sand verschob.

Kamelen macht das gar nichts aus,
sie können das gut überstehen,
doch kurz danach, o Schreck , o Graus,
was musste der Léon da sehen?

Er hatte die Kamele umsonst bemalt,
das wurde ihm schmerzhaft bewusst.
Da standen sie: Beige und sandgestrahlt,
welch ungeheurer Frust!


Propheten

Propheten gingen oft und gern,
so wollt es die Tradition,
in Wüsten, fort von jedem Lärm,
zwecks Einkehr und Meditation.

Was nirgendwo geschrieben steht,
weshalb ich's hier erzähl:
Es wurd begleitet der Prophet
auch stets von nem Kamel.

Und wenn der Prophet vor Durst nichts mehr sah
und im Wahn nur noch konnt' phantasieren,
dann musst' das Kamel sich einfach nah
bei seinem Ohr postieren,

und ihm was flüstern, sanft und schnell,
im richtigen Augenblick,
schon kam die Erleuchtung, strahlend hell -
das war ein guter Trick.

Zuhause dann kündete laut der Prophet
von göttlicher Inspiration,
Kamele erwähnte er, wie sich's versteht,
mit keinem einzigen Ton.


die Tränen der Kamele

Wenn ein Kamel in der Wüste lebt,
weint es doch eher selten,
weil Tränenströme an solchem Ort
als Wasserverschwendung gelten.

Doch auch ein Wüstenschiff kann nicht
wenn's Trauer zu sehr angehäuft,
verhindern dass das Wasser ihm
aus seinen Augen läuft.

Und wenn sowas bei einem passiert,
dann eilen rasch andre daher,
um so gemeinsam zu tragen die Last,
die für eines alleine zu schwer.

Und so geschiehts, dass im Verein
Kamele nun weinen in Massen
und ihre Tränen verschwenderisch
im Sande versickern lassen.

Es wäre ja ein schönes Bild,
wenn bei solch reichlichem Fliessen
des Tränensaftes, aus dem Sand
würd neues Grün nun spriessen.

Doch leider kann das gar nicht sein,
denn Tränen sind zu salzig
und ausserdem wär solch ein Schluss
doch eher kitsch- und schmalzig.

Drum sag ich nur, dass das Kamel
als es am Ende sieht,
dass es eine Menge Freunde hat
getröstet von dannen zieht.