Romeo und Julia

(undramatisch adaptiert für Rindviecher)

Charolais und Marchigiana,
zwei Rinderrassen, sind hier Thema.
Die hatten Feindschaft sich geschwört
so hat man jedenfalls gehört.

An einer Fleischviehrassenschau
kam es alsbald zum Super-GaU,
denn Romeo, ein Marchigiana,
verguckte sich in Julia,

die war ne Charolaiser-Kuh
und auch ihr Herz flog Romeo zu.
Die beiden trafen sich dann heimlich
drum war es irgendwie recht peinlich,

dass Tybalt, ein Charolais Stier,
Romeo zum Kampf forderte hier.
Doch Mercutio mischte sich ein
und brach beim Kampf das Schlüsselbein!

Doch statt man Tybalt weggeschafft,
nahm man den Romeo in Haft!!
Und wollte Julia decken lassen!!!
Von Paris - es ist nicht zu fassen!!!!

Rinder sind ja recht pragmatisch,
drum endet das Stück auch undramatisch
und jeder kriegt sich wieder ein,
beim Rindvieh kanns nicht anders sein.

Ich mein, die ganzen Sterbeszenen,
die Trauer und das Liebessehnen,
werden ja masslos überschätzt, -
drum von den Kühen abgesetzt.

Damit's das Publikum goutiert,
wird in der Pause Milch serviert...


Sonett für die Kuh

Dass Kühe sich an Poesie erfreuen,
wird leider allzu oft verkannt.
Sie werden ganz zu unrecht dumm genannt,
nur weil sie gerne alles wiederkäuen.

Doch liegen grade darin ihre Stärken:
ganz vieles erst einmal zu fassen
um sichs dann durch den Kopf gehen zu lassen,
und besser sich den Inhalt so zu merken.

Und ob's nun Gräser oder Verse sind,
die Kuh erkennt von allem die Substanz
und nimmt sie in sich auf geschwind.

Drum rezitiert jetzt Rilke für die Kuh,
wie einst zu Vögeln redete der Franz
und freut sich sehr, wenn sie dann muht dazu.


Kuhreigen

(sehr frei nach Rilke)

 

Unter einem Baum auf einer Matte dreht
sich eine kleine Weile der Bestand
von bunten Kühen, alle aus dem Land,
wo eine lila Milchkuh steht.
Nicht alle haben Glocken, geb ich zu,
doch alle viel Geduld in ihren Mienen;
ein schöner, junger Kuhhirt geht mit ihnen
und dann und wann eine karierte Kuh.

Sogar ein Hirsch ist da, kommt aus dem Wald
zum Tanzen zu den Kühen rüber.
Auch er hat sich ne Glocke umgeschnallt.

Und unser Kuhhirt ist ein hübscher Junge
und isst ein Käsebrötchen jetzt im nu
leckt sich die Lippen mit der Zunge.

Und dann und wann eine karierte Kuh.

Und auch auf Pferden kommen sie vorüber,
die Mädchen, die bloss auf dem Sprunge,
und singen laut, aus voller Lunge
und schauen auf, irgendwohin, herüber.

Und dann und wann eine karierte Kuh.

Und das geht hin und eilt sich, dass es endet
und kreist und dreht sich nur und hat kein Ziel.
Ein Schwarz, ein Weiss, ein Braun vorbeigesendet,
die Kuh von vorne oder im Profil -.
Und manchesmal ein Muhen, hergewendet,
ein seliges, das blendet und verschwendet
an dieses atemlose, blinde Spiel.


Missgeschick

Die Kuh steht auf dem grünen Gras,
sinniert grad über dies und das
und dann, nicht ohne Eleganz,
hebt sie ganz beiläufig den Schwanz
und lässt mit einem feuchten Platschen
nen Fladen auf die Weide klatschen.

Der Fladen dampft, wie sich's gehört,
da sieht man plötzlich, wie empört
'ne Ameise, die drunter war,
(das war der Kuh wohl gar nicht klar)
sich durch den Fladen wühlt empor
und wirft der Kuh erbittert vor:

"Ich find dein Tun hier gar nicht toll!
Das ging ins Auge - aber voll!"